V-VORUM

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In V-VORUM präsentieren wir Ihnen einen Einblick in die Friedensdemonstrationen der Jahre 1981–1982. Ein Thema, das heute aktueller denn je ist.

Die Bonner Friedensdemonstrationen in den Jahren 1981 bis 1983 waren prägend, nicht nur für Bonn. Auf den größten politischen Meinungsbekundungen der ehemaligen Bundesrepublik fanden sich Menschen unterschiedlicher Generationen, Herkünfte und Überzeugungen zusammen. Sie protestierten gegen die Stationierung atomar bestückter Mittelstreckenraketen. Und sie demonstrierten, wie friedlich und konstruktiv mehrere 100.000 Menschen in der Sache vereint zusammenstehen können.  Die Spirale des Wettrüstens sollte aufhören, der Ost-West-Konflikt – mit Deutschland als geteilter Pufferzone – diplomatisch gelöst und deeskaliert werden. So wandte sich ein breites Bündnis aus Umweltaktivist*innen, Kirchen, Frauenbewegung, Gewerkschaften, Interessensverbänden v.a. gegen die von dem US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan vorangetrieben Atomwaffenstationierung in Europa. Sein Besuch in Bonn führte am Fronleichnamstag 1982 über 400.000 Menschen nach Bonn.

Am 24.02.2022 überfielen russische Streitkräfte auf Befehl des Kremls die Ukraine, seitdem herrscht Krieg, auch und v.a. gegen die Zivilbevölkerung. Eine Zeitenwende wird seitdem ausgerufen und 40 Jahre implodieren: Aufrüstung lautet das Gebot der Stunde, man spricht wieder vom „Eisernen Vorhang“ und die Welt spaltet sich zunehmend in Ost und West. Ist die Friedenspolitik gescheitert? „Aufstehen für den Frieden!“ lautet als das Motto – damals wie heute.

2022–1982
Aufstehen für den Frieden!

Jetztschnitt.
Ein Archiv in die Gegen
wart

Viel ist los. Allerorten wird die Zeitenwende ausgerufen. Doch was verbirgt sich hinter dem großen Begriff? Was heißt das konkret und persönlich? Für Sie, für mich, für uns?  Welche Gedanken, Ängste oder Erwartungen knüpfen wir an diese Wende?

Das Projekt JETZTSCHNITT. Ein Archiv in die Gegenwart möchte keine allgemeine Wende proklamieren, es möchte danach fragen. Und zwar Sie – persönlich und konkret. Was ist Ihr aktueller „Stolperstein in die Gegenwart“, der Anlass bzw. Moment, wo sich Ihr Denken aus den alten Bahnen löste und Ihnen etwas wie Schuppen von den Augen fiel? Beim Lesen der Morgenzeitung, beim Sehen eines Fotos? Ein Wort, dass sie nicht mehr losließ, ein Bericht im Fernsehen, ein Ausschnitt aus einem Film? Eine Liedzeile, ein Gedicht, ein Gegenstand, Objekt oder eine technische Entwicklung, die Ihnen wie ein Wink aus dem Absurdistan unseres Jetzt erschien? Im Viktoriabad sammeln wir einen Monat lang Ihre Momente des Innehaltens – freudvolle bis beängstigende.  „JETZTSCHNITT. Ein Archiv in die Gegenwart“ möchte dem ein VORUM eröffnen, was uns im Magen liegt oder das Herz höherschlagen lässt.

Die Fragen der Stellung des Menschen zur Natur war ein zentrales Thema bei den Friedensdemonstrationen und auch in der Kunst. Joseph Beuys gründete die Partei der Grünen mit und war in Bonn bei den Demonstrationen 1982 dabei. Der Künstler sang mit der Kölner Band BAP „Sonne statt Reagan“ und begann im selben Jahr bei der documenta in Kassel sein Großpflanzprojekt „7000 Eichen“. Mit seinem politischen und gesellschaftlichen Ansatz erweiterten Künstler*innen wie Beuys den Kunstbegriff: Kunst ist weit mehr, als schöne Bilder für die Wand zu produzieren. Kunst stellt der Gesellschaft ein Weiter-, Um- und Neudenken bereit und dies im experimentellen Schaffen.
In diesem Sinne bietet die Kunst- und Medienhochschule Köln den Studierenden u.a. eine voll ausgestattete Laborumgebung für mikro- und makrobiologische Experimente und die Kultivierung von Pflanzen, Bakterien und Pilzen. Im VORUM werden Studierende des exMediaLab der Kunsthochschule Köln mit dem Diplombiologen und Künstler Dr. Klaus Fritze ein Labor auf Zeit einrichten, forschen, diskutieren und neudenken. In Kunstwerken formuliert der Mensch seine Stellung zur Welt – welche Stellungen zur Umwelt werden die prozesshaften Arbeiten der Studierenden des exMediaLab präsentieren?

ExMediaLab
Experimente in die Zukunft

BLACK KIT:
Kunst der Begegnung

1982 bauten Künstler*innen im Künstlerhaus Hamburg die „Schwarze Lade“: Zwei schwarze rollbare Büroschränke wurden mit einem Scharnier verbunden. Schnell entwuchsen die Dokumente den zwei Schränken und sind seit 40 Jahren zum internationalen Archiv zur Performance Kunst angewachsen. Fragen der Begegnung und des Zusammenkommens, wie sie sich das VORUM kuratorisch stellt, sind in den körperbasierten Live-Künsten zentral. Wie vollziehe ich eine Handlung? Was ruft welche Geste in mir und in meinen Gegenübern hervor? Jedes performative Live-Ereignis vollzieht einen „Jetztschnitt“, der Position bezieht, zu sich wie den Mitmenschen verhält, zur eigenen Gegenwart, zu dem Vergangen und dem, was kommen mag.

Ein unmenschlicher Angriffskrieg bedroht derzeit die Bevölkerung in einem lediglich 14 Autofahrstunden von Bonn entfernten Land. Aus der Ukraine Ankommende suchen ein Dach über den Kopf, Lebensnotwendiges, Ruhe und etwas Hoffnung. Künstler*innen stellen im VORUM Werke zur Verfügung, deren Verkauf als Spende die Menschen in der Ukraine unterstützt. Dies mag zwar nur ein kleiner Tropfen sein, doch wie sangen die Bots zu Beginn der 1980er: „Weiches Wasser höhlt den Stein“. Wir danken allen beteiligten Künstler*innen und Käufer*innen für ihr zu- wie anpackendes Engagement!

Boris Becker, Dea Bohde, Matej Bosnić, Louisa Clement, Homa Emami, Darja Eßer, Klaus Fritze, Kathrin Graf, Werner Haypeter, Marcel Hiller, Wolfgang Hunecke, Roman Lang, Linda Nadji, Boris Nieslony, Esteban Sánchez, Hannah Schneider, Oliver Schuß, Maria Seitz, Tina van de Weyer, Natalia Wehler

Aktion Kunst hilft! Kunst
spende